Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen

Sind Kreuzfahrtschiffe sicher?

Wie sicher ist man eigentlich auf einem Kreuzfahrtschiff? Welche Sicherheitsstandards müssen von den Reedereien eingehalten und welche Vorschriften müssen befolgt werden. Wo liegen Gefahren? Erhalten Sie hier Antworten auf Ihre Fragen.

 

Schiffe sind sehr sichere Verkehrsmittel – © Foto: Platinum Pictures / fotolia.com

Wie sicher sind Kreuzfahrtschiffe?

Das Schiff ist ein sehr sicheres Verkehrsmittel, Zwischenfälle mit Kreuzfahrtschiffen sind äußerst selten. Schiffe werden nach strikten Vorgaben des internationalen Rechts gebaut und betrieben. Darüber hinaus werden Schiffe regelmäßigen Kontrollen unterzogen.

Die Kreuzfahrtbranche hat ein sehr hohes Sicherheitsniveau, dass sich auch in ihrer hervorragenden Sicherheitsstatistik zeigt: Seit 2005 wurden nahezu 100 Millionen Kreuzfahrtpassagiere befördert, seitdem gab es 48 Todesfälle zu beklagen, das Verhältnis liegt bei 0,48 : 1 000 000.
Doch natürlich ist dadurch noch kein Kreuzfahrtschiff unsinkbar.

Gibt es Vorschriften für Kreuzfahrtschiffe?

Die zwei wichtigsten Standards, die von allen Schiffen eingehalten werden müssen, sind folgende:

Die „SOLAS“-Richtilinien (Safety of Life at Sea/Schutz des menschlichen Lebens auf See) – sie schreiben vor, wie viele Rettungsboote auf einem Schiff sein müssen, wie viele Rettungswesten vorhanden sein müssen und wo diese unterzubringen sind.
Der zweite Standard ist eine Art TÜV, der ähnlich wie bei Autos überprüft, ob alle technischen Vorgaben eines Kreuzfahrtschiffes eingehalten werden.

Wer überprüft die Sicherheit der Kreuzfahrtschiffe?

Ähnlich wie die TÜV-Prüfung gibt es für Schiffe eine sogenannte Klassifikation. Alle fünf Jahre wird die Sicherheit eines Schiffes kontrolliert. So werden auch Schiffe mit älterem Baujahr stets vorschriftsmäßig gewartet und betrieben.

In Deutschland ist der Germanische Lloyd für diese Sicherheitsüberprüfung zuständig. Bei der Auswahl eines Kreuzfahrtschiffes hilft dies jedoch nicht, stattdessen sollten Kreuzfahrt-Kunden wissen, dass nur Schiffe mit gültiger Klassifikation unterwegs sind. Dass die „Solas“-Richtlinien eingehalten werden, kontrollieren die Behörden der angelaufenen Häfen stichprobenartig.

Welches sind die größten Risiken auf Kreuzfahrtschiffen?

Für Kreuzfahrtschiffe stellen Brände das größte Risiko dar. Ein Kreuzfahrtschiff benötigt enorme Menge an Elektroinstallationen, um wie ein Hotel auf See zu funktionieren. Diese Elektroinstallationen sind eine große Gefahrenquelle. Bei Löscharbeiten kommt hinzu, dass die benötigten Wassermengen das Schiff in Ungleichgewicht bringen können. Weitere Risiken sind schlechte Sicht, Riffe, Sturm und Piraterie.

Welche Leckage muss ein Kreuzfahrtschiff aushalten?

Es gibt keine allgemeingültigen Aussagen über die größe von Lecks, denen ein Schiff standhalten muss. Je nach der größe eines Schiffes ist auch der Toleranzbereich bei Schäden unterschiedlich. So wird ein über 300 Meter langes Kreuzfahrtschiff einem vergleichsweise kleinen Leck eher standhalten, als ein nur 100 Meter langes Kreuzfahrtschiff.

Sind Sicherheitsübungen mit den Passagieren auf jedem Kreuzfahrtschiff Pflicht?

Ja, innerhalb von 24 Stunden nach Ablegen des Schiffes müssen die Passagiere mit dem Verfahren einer Evakuierung vertraut gemacht werden, das besagt eine Vorschrift des SOLAS-Abkommens. Die Seenotrettungsübung ist für alle Passagiere verpflichtend.

Wie wird über eine Evakuierung entschieden?

Die Entscheidung, ein Schiff in einer Notsituation zu evakuieren, wird nicht leichtfertig getroffen. Denn auch eine Evakuierung birgt Risiken für alle Passagiere und für die Besatzung. Üblicherweise ist der erste Schritt, das Schiff in einen Hafen zu navigieren, um Risiken der Evakuierung zu minimieren.
Die Entscheidung zur Evakuierung wird über Notsignale und Lautsprecherdurchsagen mitgeteilt.

Welche Rolle hat die Besatzung bei einer Evakuierung?

Jedes Besatzungsmitglied hat eine klar zugewiesene Rolle. Küchen-, Hotel- und Kabinenpersonal weisen die Passagiere ein, sie sorgen an Gängen und Treppenhäusern für Orientierung und leiten zu den Rettungsbooten. Die Schiffsbesatzung ist mit der Aktivierung der Rettungsmaßnahmen vertraut und koordiniert an Deck und lässt die Rettungsboote oder Rettungsflöße zu Wasser.

Wie lange darf eine Evakuierung durchschnittlich dauern?

Laut SOLAS-Abkommen müssen Rettungsboote in der Lage sein, innerhalb von 30 Minuten nach dem Ertönen des Notsignals, die Passagiere aufzunehmen und zu Wasser gelassen zu werden. Seit 2002 ist das Leistungsziel in weniger als 80 Minuten nach dem Notfallsignal die Evakuierung vollständig beendet zu haben.

Können alle Passagiere evakuiert werden, wenn die Hälfte der Rettungsboote wegfällt?

An Bord sind mehr als genügend Sicherheitseinrichtungen vorhanden. Für jeden Passagier gibt es eine Schwimmweste sowie einen Platz im Rettungsboot bzw. in einem Rettungsfloß. Darüber hinaus sind oft noch Reserveplätze vorhanden.

Welche Sprache wird während eines Noftalls gesprochen?

Neben Englisch wird auch die Schiffssprache, die sich nach der Reederei richtet, gesprochen, bzw. die Sprache, die von der Mehrzahl der Gäste an Bord verstanden wird.

Wann findet die Seenotrettungsübung statt?

Bei viele Reedereiein mittlerweile sogar vor dem Auslaufen des Schiffes aus dem Hafen. (sonst innerhalb von 24 Stunden). In allen Kabinen laufen darüber hinaus am Einschiffungstag Videos, die in der Sprache des Passagiers das richtige Verhalten im Notfall erklären.

Wo befindet sich meine Sammelstelle für den Notfall?

Fluchtwegpläne hängen in jeder Kabine. Darüber hinaus ist die Sammelstelle für den Notfall auf dem Bordpass (Seapass, etc) vermerkt. (Muster Drill Station) Sie müssen den Bordpass im Notfall nur deutlich sichtbar in der Hand tragen, dann kann das Personal ihnen den korrekten Weg weisen, auch wenn sie im Moment vielleicht nicht die richtige Orientierung an Bord haben.

Rettungsboote sorgen für Sicherheit

Moderne Rettungsboote sorgen für Sicherheit – © Foto: Royal Caribbean International

Wo befinden sich die Schwimmwesten?

In jeder Kabine. Wenn man sich während eines Notfalls nicht in der Kabine aufhält, sollte man aber nicht zuerst zur Kabine gehen und die Schwimmweste holen, sondern direkt zur Sammelstelle gehen. Dort gibt es auch noch einmal genug Schwimmwesten. Es ist immer ein vielfaches der Passagier-und Besatzungszahl an Schwimmwesten an Bord.

Übrigens gibt es auch für Kinder und sehr große oder übergewichtige Personen passende Schwimmwesten an Bord. So muss sich niemand Sorgen machen.

Was ist, wenn mein Kind nicht bei mir ist und das Notsignal ertönt?

Wenn Ihr Kind zum Beispiel im Kinderclub ist oder sich unabhängig von Ihnen auf dem Schiff bewegt und es in dieser Situation zu einem Notfall kommt, so gehen Sie trotzdem direkt zu Ihrer Sammelstelle. Die Besatzung wird Ihr Kind zu Ihrer Sammelstelle bringen, Sie müssen Ihr Kind nicht suchen. Alle Kinder erhalten beim Einchecken ein farbige Armbänder (bei einigen Reedereien sogar mit einem GPS-Sender ausgestattet) anhand derer die Besatzung erkennen kann, zu welcher Sammelstelle ein Kind ohne Eltern gebracht werden muss.

Welche Ausbildung durchläuft die Besatzung?

Wer zur nautisch-technischen Besatzung gehört, hat auf jeden Fall ein Studium absolviert, in dem auch das Notfallmanagement einen Schwerpunkt bildet. So gehört zum Beispiel das intensive Brandschutz-Training dazu.
Auch das Hotelpersonal auf einem Kreuzfahrtschiff wird bei Notfällen mit eingebunden. Die Mitarbeiter erhalten ebenfalls Sicherheitsschulungen und mindestens einmal im Monat, oft sogar wöchentlich, werden die Kenntnisse trainiert.

Wie werden Kapitäne ausgebildet?

In Deutschland gibt es keine Ausbildung und kein Studium zum Kapitän. Ausschließlich die Reederei beruft zum Kapitän. Der Weg in die Führungsposition führt über Praxis und Erfahrung. Üblicherweise durchläuft ein Kapitän verschiedene Positionen an Bord, ehe er zum Kapitän ernannt wird. Nicht selten beginnt der Werdegang mit einer dualen Ausbildung zum Schiffsmechaniker, anschließend folgen zwei Jahre auf der Seefahrtschule oder drei Jahre auf der Fachhochschule mit technischer oder nautischer Fachrichtung. Auch ein vierjähriges Studium mit zwei Praxissemestern ermöglicht es, zum nautischen oder technischen Wachoffizier ausgebildet zu werden.

Offizierspatente werden von den Ländern vergeben, in denen sich die jeweilige Seefahrtsschule befindet. Die Ausbildungen und Prüfungen unterscheiden sich graduell von Land zu Land, jedoch müssen überall die international gültigen STCW-Bestimmungen erfüllt werden (Standards for Certification, Training, and Watchkeeping). Die STCW-Bestimmungen werden von der IMO (International Maritime Organization) erlassen und sind das Pendant zu den SOLAS-Bestimmungen auf dem Gebiet der Sicherheit.

Es gibt normalerweise zwei oder drei theoretische und praktische Prüfungen, die man erfolgreich bestehen muss, ehe man das unbegrenzte Kapitänspatent verliehen bekommt („unbegrenzt“ bedeutet „für Schiffe in unbegrenzter Größe“). Jedes Land hat eigene Vorschriften in Bezug auf die praktische Erfahrung auf Schiffen bestimmter Größe, die für das Bestehen der einzelnen Prüfungen notwendig sind.

Was passiert, wenn der Kapitän ausfällt?

Falls der Kapitän ausfällt übernimmt der 1. Offizier die Verantwortung für Crew und Passagiere.

Ist genug Besatzung an Bord?

Die minimale Anzahl der Besatzung für Kreuzfahrtschiffe ist festgelegt. In vielen Fällen wird auf Kreuzfahrtschiffen die vorschriftsmäßige Anzahl von Besatzungsmitgliedern überschritten.

Welche Navigationsausrüstung schützt vor Unfällen?

Verpflichtend für alle modernen Kreuzfahrtschiffe ist, dass sie mit einer Reihe von elektronischen Navigationsinstrumenten ausgerüstet sind, die die korrekte Steuerung des Schiffes unterstützen. In den meisten Fällen werden die Vorschriften sogar erheblich überschritten. Die Nautischen Offiziere nutzen mehrere elektronische Instrumente der gleichen Art, um die Position des Schiffes am Tag und bei Nacht festzulegen.

Wie viele Kapitäne oder Besatzungsmitglieder an Bord sind in der Lage, das Schiff zu navigieren?

Es müssen immer mehrere Offiziere an Bord eines Schiffes sein, die qualifiziert sind, das Schiff zu navigieren. In jeder Wachmannschaft sind darüber hinaus weitere Besatzungsmitglieder, die dem Nautischen Offizier assistieren. Diese Teams arbeiten in der Regel in vier-Stunden-Schichten.

Sind Kreuzfahrtschiffe mittlerweile zu groß und zu komplex?

Nein. Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat sich die Sicherheitsstatistik der Kreuzfahrtschiffe stets verbessert, denn die Schiffe werden mit moderner Technik ausgestattet und bewährte Prozesse und Verfahren wurden weiter übernommen. Damit konnte die Sicherheit weiter verbessert werden und Unfallrisiken wurden weiter minimiert.

Quellen: dpa; Royal Caribbean International

2 thoughts on “Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich bin mit einem Kreuzfahrtschiff, Bj. 1966, in Grönland gewesen. Dieses Schiff ist m.E. nicht mehr dafür geeignet als Passagierschiff eingesetzt zu werden. Das Schlimmste war, in Grönland haben viele Passagiere in ihren Außenkabinen gefroren, weil es keine moderne Klima-Anlage gab. Man stellte ihnen Heizlüfter zur Verfünung. Meines Erachtens ist dies verboten, weil es die Brandgefahr erhöht. Auch sonst hatte man nicht das GEfühl, dass man gut aufgehoben ist.
    Wenn Sie mir dazu nichts sagen können, nennen Sie mir bitte eine Institution, an die ich mich wenden kann.
    Das Schiff wird diese Route im nächsten Jahr wieder fahren.

    Mit freundlichen Grüßen
    Brita Link

    • Guten Tag Frau Link,
      in einem solchen Fall ist die Reederei bzw. der Veranstalter der Kreuzfahrt der erste Ansprechpartner. Inwiefern das Handeln gegen Brandschutzauflagen verstoßen hat oder das Schiff generell als Passagierschiff geeignet ist, können wir aus unserer Position nicht beurteilen. Wir empfehlen Ihnen daher, zunächst Kontakt zur Reederei aufzunehmen und versuchen das Problem zu klären, da es nach unserem Wissen keine übergeordnete Institution gibt, die für solche Anliegen zuständig ist.

      Mit freundlichen Grüßen
      Ihre kreuzfahrt-magazin.info Redaktion

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