Die Corona-Pandemie hat der Kreuzfahrtbranche erhebliche Schäden zugefügt. Die ehemals auf 150 Milliarden Dollar geschätzte Tourismussparte liegt danieder. Durch die anhaltende Pandemie werden manche Reederei gezwungen, erste Kreuzfahrtschiffe auszumustern und zu verschrotten. Wenn die Schiffe während der Pandemie nur im Hafen liegen, wird das für manche Betreiber zu teuer, denn die Kosten für den Liegeplatz, Personalkosten für eine Notbesatzung, für Strom sowie für die Wartungskosten fallen weiter an. In diesem Artikel werden wir darauf eingehen, was genau passiert, wenn ein Schiff verschrottet wird und wo das passiert.
Normalerweise ist die Verschrottung eines Kreuzfahrtschiffes der letzte Weg einer Reederei, doch durch die schwindenden Buchungen passiert es nun immer öfter. Vor allem die Abwrackwerften profitieren enorm von dieser Situation. Denn aufgrund des derzeitigen Drucks und des Überangebots an verschrottbaren Schiffen, können die Reedereien kaum hohe Summen für ihre Kreuzfahrtschiffe verlangen.
Wo werden die Schiffe auseinandergenommen?
Es ist üblich, dass die Kreuzfahrtschiffe nach Indien oder Pakistan zur Verschrottung geschickt werden. Dies hängt vor allem mit den Preisen zusammen. Experten schätzen, dass in Europa die Verschrottungskosten um rund 160 Dollar pro Tonne höher sind als in Asien. Bei einem Schiff von 25.000 Tonnen sind das schon vier Millionen Dollar. Daher liegen auch die drei größten Schiffsschrottplätze in Indien, Bangladesch und Pakistan. Dort zerlegen Arbeiter die Schiffe direkt am Strand und das oft unter zweifelhaften Umweltschutzauflagen und Arbeitsschutzrechten.
Doch mit der steigenden Zahl an Schiffen die verschrottet werden sollen, schauen sich die Reedereien immer mehr auch im Mittelmeer um. So landen aussortierte Schiffe zum Beispiel jetzt häufiger in den Abwrackwerften in Aliaga, Izmir in der Türkei.
Einmal in der Abwrackwerft angekommen, werden die Schiffe komplett zerlegt. Vorher werden allerdings noch die brauchbaren Geräte und Möbel aus den Schiffen geholt sowie die Wände, Fenster, Böden und Geländer entfernt. Es wird alles abmontiert, woraus sich noch irgendwie Geld machen lässt.
Wie lange dauert eine Demontage?
Wenn ungefähr 2.000 bis 2.500 Menschen in der Anlage in Aliaga arbeiten, benötigen die Mitarbeiter rund sechs Monate, um ein Kreuzfahrtschiff komplett zu demontieren. Leider kommt es bei diesem gefährlichen Unterfangen immer wieder zu tödlichen Arbeitsunfällen.
Jüngste Verschrottungen in Aliaga, Türkei
Carnival Corporation, Pullmantur Cruises und Costa Cruises haben in jüngster Zeit mehrere Kreuzfahrtschiffe an die Abwrackwerft in Aliaga verkauft.
Die Carnival Fantasy war das Typschiff der gleichnamigen Schiffsklasse der Carnival Cruise Line. Im Jahr 2020 gehörte das Schiff zu den ersten Kreuzfahrtschiffen, die an eine Abwrackwerft verkauft wurden. Drei weitere Schwesterschiffe wurden ebenfalls nach Aliaga verkauft.
Kurz nach der Insolvenz der Reederei Pullmantur Cruises wurde relativ schnell entschieden, dass die spanische Flotte verschrottet werden soll. Die MS Monarch und MS Sovereign liegen bereits am Strand der türkischen Abwrackwerft in Aliaga. Die MS Horizon liegt derzeit noch in Griechenland und soll ebenfalls in Aliaga verschrottet werden.
Die Costa Victoria wird zur Verschrottung zunächst in Piombino, Italien vorbereitet, um dann in Aliaga vollständig auseinandergenommen zu werden.
Gibt es eine andere letzte Möglichkeit?
Es kommt sehr selten vor, dass ein Schiff für andere Zwecke genutzt wird, statt verschrottet zu werden. Es gibt die Möglichkeit, dass Wracks in künstliche Riffe für Taucher verwandelt werden. Diese werden dann mit der Zeit von Seeanemonen und Korallen überzogen. Eine andere Variante wäre, dass Kreuzfahrtschiffe als Hotelschiffe, Museen oder Kongresszentren dienen und nur noch an einem Ort liegen. Zum Beispiel ist der Vorgänger der Queen Mary 2, die Queen Mary jederzeit für Besucher geöffnet, denn sie liegt dauerhaft in Long Beach in Kalifornien. Die Queen Elizabeth liegt unter anderem als Hotelschiff in Dubai.